Schornstein verkleiden

Sofern Sie Ihren Schornstein verkleiden wollen, im folgenden eine Anekdote aus meinem Alltag für Ihren Entscheidungsprozess.

Ein Rentner bezahlte vor ein paar Jahren ca. 18.000€ für die Verkleidung der beiden Schornsteine an einem von ihm (aus Gutherzigkeit viel zu günstig) vermieteten Bremer Haus. Das Geld ging an einen Dachdecker-Meisterbetrieb aus Bremen. Durch einen der Schornsteine war zuvor Wasser ins Haus gelaufen und nässte den gesamten Giebel und Dachboden des Reihenendhauses ein. Der Dachdeckerbetrieb stellte ein großes Gerüst und schickte seine Mitarbeiter zur Verschieferung an die besagten Schornsteine.

Verkleideter Schornstein vom Dach aus
Einer der beiden 18.000€-Schornsteine vom Dach aus

Das Ergebnis waren zwei große verkleidete Schornsteine. Allerdings veränderte die teure Handwerkskunst nichts am Zustand des Giebels. Der Giebel war im Dachboden weiterhin eine bröckelnde Tropfsteinhöhle. Das Schlimme war, dass der Rentner zwei Jahre nach der Verkleidung nichts von der weiterhin bestehenden Nässe wusste, die sukzessive seinen Giebel und die Pfetten seines Daches dahinraffte. Wer hätte denn bei der Summe noch gedacht, dass es weiterhin Handlungsbedarf gab?

Der hiesige Rentner konsultierte mich zwei Jahre später, um endlich mal seine anderen Undichtigkeiten am Haus in den Griff zu bekommen. Und tatsächlich konnten wir dem schönen alten Bremer Haus mit vielen Krankheiten zur langjährigen Dichtigkeit verhelfen. Eine Balkonabdichtung, eine Dachbegrünung und Abdichtungen der Regenrinnen später fiel mir auf, dass die Giebelwand der nach wie vor nass war. Obwohl der Eigentümer die Schornsteine hatte verkleiden lassen. Ich ging aufs Dach, um nachzusehen, wie das sein konnte.

Oben sah ich, dass die Lücken zwischen den Schornsteinzügen und dem Abdeckblech aus Titan-Zink nur halbherzig mit etwas Flüssigkunststoff, aber ohne Grundierung und Vliesarmierung abgedichtet worden waren. Der Flüssigkunststoff war gerissen und hatte sich gelöst. Hier musste das Wasser also nach wie vor reinlaufen. Dennoch wunderte ich mich über die Menge an Wasser im Mauerwerk. Klar, solche vernachlässigten Details sorgen für Feuchte, aber diese Nässe im Giebel war extravagant.

Wasserschaden trotz Schornsteinverkleidung

Wieder unten auf der Straße sprach ich dem Kunden per WhatsApp eine Sprachnachricht bezüglich der Schornsteine ein und blickte dabei nach oben zum Dach. Während ich sprach, entdeckte ich mit einem Mal die tatsächliche Ursache der Nässe. Ich konnte es gar nicht glauben. Der damalige Betrieb hatte im Zuge der Schornsteinverkleidung einfach die Rückseite (Giebelseite) offen gelassen! Tja, so kann man einen Schornstein verkleiden, ohne dass es dem Hauseigentümer etwas nützt.

Loch im Schornstein (Giebelwand)
Der verkleidete Schornstein auf der Giebelseite

Grotesk, aber wahr: fachgerecht ist nicht gleich dicht.

Vermittelter Schornstein (Giebelwand)
Giebelseite des 3/4 verkleideten Schornsteins nach Vermörtelung. Es folgte eine zusätzliche Abdichtungsschicht mit einer elastischen Bitumen-Kautschuk-Masse

So viel Arbeit und Geld wurden für die Verkleidung der Schornsteine aufgebracht und die Hauptursache dennoch außen vorgelassen. Niemand hatte in Erwägung gezogen, dass dies das Problem ungelöst lässt. Nun gut, für die Giebelseite wäre ein weiteres Gerüst vonnöten gewesen.

Als ich meinen Fund an den Kunden herantrug, wurde dieser trotz seines Alters fuchsteufelswild. Aber nicht aus Fassungslosigkeit über den Dachdecker, sondern aufgrund der Tatsache, dass es für ihn ins Bild passte. Er hatte sich damals laut seiner Aussage wegen Raffgier aufseiten des Dachdeckers mit diesem verkracht.

Abgedichteter Schornstein
Oftmals reicht eine mit Hingabe vollzogene Abdichtung des Schornsteins aus einer Bitumen-Kautschuk-Masse, um das Wasser über viele Jahre fernzuhalten. Hängt auch von der Intensität der Sonneneinstrahlung ab. Zumal diese immer wieder aufgefrischt werden kann.

 

Weniger ist mehr. Wenn man das Wie kennt.

Letzten Endes behob ich den eigentlichen Schaden per Sicherheitsseil für einen Bruchteil von dem, was es kostet, einen Schornstein verkleiden zu lassen. Der Kunde dagegen schrieb seinem vormaligen Dachdecker einen bösen Brief. Half aber nichts. Zumal der Dachdecker argumentieren konnte, dass er fachgerecht gearbeitet habe – auch wenn einige Schieferplatten bereits brachen. Er konnte immer noch behaupten, dass der Giebel nicht Teil des Auftrags gewesen war.

Sehen wir der Wahrheit ins Gesicht: Niemand will mit einem großen Handwerksbetrieb vor Gericht ziehen, um dann beim Vergleich zu enden, der die Verfahrenskosten nicht einmal deckt. Ganz zu schweigen von den Nerven und der Ablenkung vom eigentlichen Leben und Beruf.

Prämisse meiner Dienstleistungen: Meine Kunden erhalten mehr Wert als sie dafür ausgeben. Drama gibt es woanders.

 

Manuel konsultieren

 

Kommentare

3 Antworten zu „Schornstein verkleiden“

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