„Flickwerk bringt hier nichts!“, sagt der Dachdeckermeister zum undichten Dach und unterstreicht noch einmal die Notwendigkeit einer Dachsanierung. Das sorgt bei Familie Gutdünken für vieles, aber nicht für Jubel mit Laola. Nein, Vati geht auch nicht zur Siegerfaust in die Knie. Was auch daran liegen mag, dass die letzte Dachsanierung gerade 10 Jahre her ist. Aber: „Ist alles Pfusch!“, sagt der Meister mit Händen und Hintern so groß wie italienische Pizzateller. Und kurz vorm Abschied wirf er noch die Kosten für die Dachsanierung wie einen Pizzateig durch den Hausflur. “Um die 50.000€ abzüglich Förderung.” Als die Zähne schon knirschen, wirft er hinterher: “Plus Solaranlage. Gibt ja jetzt die Solardachpflicht.“ Zwei Wochen später stehen unten rechts auf dem Angebot der Dachdeckerei 68.000€, denn die Solaranlage macht er gleich mit. Noch am Abend nach dem Termin hatte Frau Gutdünken allerdings so ein Gefühl. Als die Kinder im Bett waren, begab sie sich im Internet auf die Suche nach einer anderen Lösung. Dabei hallte immer wieder das abfällig gesprochene „Flickwerk“ des Dachdeckermeisters in ihrem Ohr nach. So lange, bis sie auf meinen Blog traf.
„Flickwerk“ ist mein Programm. Namentlich in einem Maße, dass nicht selten länger dichthält als ein neues Dach. Was mich dazu befähigt, ist tiefgreifendes Verständnis bezüglich:
- Aufbau von Bauwerken
- Auswirkungen von Wetterdynamiken auf Bauwerke
- Abdichtungsmaterialien
- Branchenübliche “Lösungen“
Undichtigkeit am neuen Dach
Die Problematik bei alten Dächern liegt oftmals im Unterdach. Nach ca. 10 Jahren drückt bei Regen über einige Stunden eine erhebliche Wassermenge durch die Dachpfannen/-ziegel ins Unterdach. Solange das Unterdach noch intakt ist (sprich die wasserführende Schicht aus Sandbahn, Folie, Dämmplatten, Spanplatte etc.), wird das durchdrückende Wasser weiterhin nach unten in die Rinne geführt. Vorausgesetzt, die Details bzw. Durchdringungen (wie Lüfter, Dachfenster, Schornsteine, Traufe) wurden ordentlich bzw. wasserdicht hergestellt. Was immer seltener der Fall ist. Dadurch kommt es vor, dass ein neues Dach bereits nach 10 Jahren undicht ist, während ein +60 Jahre altes Dach weiterhin trocken bleibt. Nun könnte ein pfiffiger Dachdecker die kritischen Stellen im Unterdach abdichten. Sofern sich ein solcher Dachdecker finden lässt. Und sofern die Korrektur des Unterdachs nicht mit einem unverhältnismäßig großen Aufwand einhergeht. Falls doch, so bleibt noch die Option, die Dachpfannen für die nächsten +10 Jahre zu hydrophobieren.
Hydrophobierung der Dachpfannen
Eine Hydrophobierung bedeutet, dass das Bauteil wasserdicht gemacht wird (Hydro = Wasser; Phobie = Angst). Es gibt einige Betriebe, die eine Dachimprägnierung oder Dachversiegelung anbieten. Hier werden die Pfannen erst mit Hochdruck gereinigt, (was u.U. die Substanz der alten Pfannen weiter schwächt). Anschließend (vermutlich an einem anderen Tag, wenn die Pfannen trocken sind) bekommen die Dachpfannen per Sprühverfahren eine Imprägnierung auf Silikonbasis (die wiederum nur ca. 2 Jahre das Wasser abhält, da nur bedingt UV-beständig). Zudem gibt es noch die Alternative einer Dachbeschichtung, ebenfalls mit vorangehender Reinigung. Anbieter einer solchen Maßnahme versprechen viel, manche sogar 10 Jahre Garantie. Obwohl solche Garantien* im Handwerk stets mit Skepsis zu betrachten sind, könnte dies eine Option für große Dächer ohne oder mit einem mangelhaften Unterdach und großflächigen Wasserschäden sein, damit eine komplette Dachsanierung noch aufgeschoben werden kann. Eine einfache Internetsuche lässt dich hier schnell fündig werden.
*Auch einige Hersteller von Dachpfannen werben mit Jahrzehnten an Garantien, obwohl die Dachpfannen bereits nach ca. 10 Jahren Wasser durchlassen, weil die Beschichtung keine Jahrzehnte Jahre hält. Das können sie auch, weil kaum jemand den Hersteller der Dachpfannen beschuldigt, wenn es bereits 10 Jahre nach der Dachsanierung reinregnet. Dann wird der Dachdecker gerufen, denn es ist seine Aufgabe, das Unterdach wasserdicht herzustellen. Eine besonders suboptimale Kombination besteht übrigens aus Betonpfannen auf einem Dach unter Regeldachneigung und einem „ökologischen“ Unterdach aus einer Spanplatte. Hier sind schon so einige Hausbesitzer baden gegangen.
Wenngleich ich stets versuche, das Problem mit klugem “Flickwerk” an der Wurzel zu packen: Handelt es sich um einen eingrenzbaren Wasserschaden bei einem schwer zugänglichen (Unter-)Dach, so könnte eine Abdichtung des Dachpfannenbereichs mit Epoxidharz und/oder Flüssigkunststoff zum Ziel führen, wie ich es auch bei Schornsteinen mache – per Sicherheitsseil und Pinsel.
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