Ein Dach zu begrünen, ist für mich mehr als nur ein Handwerk – es ist eine nachhaltige und ästhetische Lösung für urbane Flächen. Besonders in Bremen, wo begrünte Dächer wertvollen Lebensraum für Insekten zurückbringen, trägt jedes begrünte Dach zur ökologischen Aufwertung bei. Gleichzeitig profitieren Kunden von einer langlebigen und funktionalen Dachlösung.
Durch die fachgerechte Begrünung eines mit Schweißbahnen gedeckten Daches verlängert sich die Lebensdauer der Dachhaut erheblich – theoretisch unbegrenzt. Die UV-Strahlung kann das Bitumen nicht mehr zersetzen, was das Dach schützt und die Wohnqualität verbessert. Gerade im Sommer bleibt der Innenraum angenehmer temperiert, sodass sich das Gebäude weniger aufheizt.
Wer sein Dach begrünen lässt, investiert also nicht nur in Nachhaltigkeit, sondern auch in langfristige Funktionalität und Wohnkomfort.
Meine Leidenschaft für Gründächer wurde 2018 entfacht – seitdem habe ich in diesem Bereich intensiv gearbeitet und zahlreiche Lösungen entwickelt. Das Ergebnis: fundierte Erfahrungswerte und Techniken, mit denen sich nahezu jedes Bauteil mit Außenhaut begrünen lässt – ob Flachdach, Steildach oder sogar Fassaden.
Doch die Nachfrage im privaten Bereich bleibt gering. Vielen Hauseigentümern fehlen die richtigen Anreize, oder sie werden von Dachdeckern gar nicht erst auf diese Möglichkeit hingewiesen. Oft liegt das daran, dass viele Betriebe Begrünungen nicht aktiv anbieten oder nur ungern umsetzen. Die Gründe sind meist wirtschaftlicher Natur – traditionelle Dachdeckerbetriebe tun sich schwer mit einer Maßnahme, die nicht in ihr gewohntes Effizienzschema passt.
Dabei gibt es viele gute Gründe, ein Dach zu begrünen – für Umwelt, Gebäude und Wohnkomfort.
Grüne Ökonomie
Ein Dach zu begrünen kann nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich die klügere Entscheidung sein. Ein Beispiel: Einer unserer Kunden sparte über 50.000 EUR, weil er sich für unseren Gründach-Aufbau entschied, anstatt eine teure Dachsanierung durchführen zu lassen.
Sein Bungalow-Dach war undicht. Eine klassische Dachdeckerei ohne Erfahrung mit Dachbegrünung empfahl eine Komplettsanierung – inklusive Abriss der alten Dachhaut. Doch damit nicht genug: Laut Energieeinsparverordnung wäre eine neue Dämmung erforderlich gewesen, was die Kosten weiter in die Höhe trieb. Die geplante 100 mm PIR-Dämmung hätte das Dach so stark verändert, dass zahlreiche teure Folgearbeiten unausweichlich gewesen wären.
Mit meinem Begrünungskonzept konnte die bestehende Dachkonstruktion erhalten bleiben. Das Dach wurde nicht nur abgedichtet, sondern gleichzeitig langlebiger und klimaresistenter gemacht – ohne den teuren Sanierungs-Rattenschwanz.
Ich bin Minimalist, aber kein Öko-Idealist. Meine Empfehlungen richten sich in erster Linie nach der wirtschaftlich besten Lösung für den Kunden – selbst wenn das bedeutet, Aufträge abzulehnen. Nachhaltigkeit ist mehr als nur grünes Marketing. Ein Dach zu begrünen sollte nicht nur ökologisch sinnvoll sein, sondern auch wirtschaftlich Bestand haben.


Selbst wenn die Erstinvestition höher ausfällt, rechnet sich ein begrüntes Dach langfristig. Ein wesentlicher Vorteil: Die Dachhaut bleibt geschützt und muss nicht nach 20 Jahren erneuert werden, wie es bei ungeschützten Dächern – besonders mit Südausrichtung – oft der Fall ist. Ohne Begrünung setzt die UV-Strahlung der Sonne der Dachabdichtung kontinuierlich zu, was Materialermüdung und Undichtigkeiten zur Folge hat.
Sanierungsbahn-Wahn
Statt Dächer zu begrünen sind bei Dachdeckern eher Sanierungsbahnen beliebt. Diese werden einfach auf alte Schweißbahnen aufgebrannt. Bis zu acht Lagen sind keine Seltenheit. Das erste Mal ist diese Maßnahme unproblematisch, sofern diffusionsoffen gebrannt wurde, d.h. nur 60% Heißverklebung, damit das ins Flachdach gelangte Wasser über die Zeit auch entweichen kann. Dieses Wasser kann gerade bei Altbauten ohne Dampfsperrbahn auch Kondenswasser aus dem Wohnraum sein. Ein typisches Phänomen übrigens bei neuen leistungsstarken Heizungen in Altbremer Häusern. Jede weitere Sanierungsbahn macht die Diffusion von Feuchtigkeit durch die Dachhaut jedoch unmöglich. Wasser staut sich in der Unterkonstruktion aus Sparren und Schalung und ggf. Dämmung. Dort verursacht es Holzfäule und/oder Wasserrückläufe in den Wohnraum bzw. Schimmel.
Diese Technik ermöglicht es, dass aufsteigendes Kondenswasser aus dem Wohnraum im Laufe der Zeit wieder entweichen kann. Besonders wichtig ist das bei Altbauten ohne Dampfsperrbahn, die mit modernen, leistungsstarken Heizungen ausgestattet wurden. In diesen Fällen steigt die Luftfeuchtigkeit im Gebäudeinneren oft stark an, was zu Feuchtigkeitsproblemen im Dach führen kann.
Mit jeder weiteren Lage Sanierungsbahn wird die Dachhaut schließlich undurchlässiger. Feuchtigkeit kann nicht mehr verdunsten, staut sich in der Unterkonstruktion aus Sparren, Schalung und Dämmung. Das Ergebnis: Holzfäule, Wasserrückläufe in den Wohnraum oder Schimmel.
Mein bisher extremster Fund: zwölf Lagen Bitumenbahn, die sich über Jahrzehnte angesammelt hatten, weil immer wieder jemand eine weitere Sanierungsbahn verlegte. Das Wohnzimmer darunter zeigte bereits durchhängende Balken – zwischen den Lagen hatte sich ein regelrechter See gebildet. Eine tickende Zeitbombe, vergleichbar mit einem Tagebaustollen kurz vor dem Einsturz.
Ein begrüntes Dach hätte dies verhindert. Durch die schützende Begrünung wäre die Dachfläche intakt geblieben – ohne endlose Sanierungsschichten.
Warum gibt es nicht mehr Gründächer in Bremen?
Die kosteneffizienteste Lösung, um sein Dach zu erhalten, liegt in der Eigeninitiative des Kunden. Doch viele Hauseigentümer verlassen sich auf Dachdeckerbetriebe, die traditionell denken – und genau hier liegt das Problem. Dachbegrünungen werden oft stiefmütterlich behandelt, weil sie historisch nicht zum klassischen Dachdeckerhandwerk gehören, sondern in den Bereich des Garten- und Landschaftsbaus fallen.
Hinzu kommt ein weiterer Faktor: Ein begrüntes Dach erfordert in den ersten Monaten nach der Verlegung Aufmerksamkeit, damit die Bepflanzung wie vorgesehen anwächst. Für viele Dachdecker ein lästiger Mehraufwand – insbesondere für Betriebe, die mit Dachbegrünung kaum Erfahrung haben. Statt auf nachhaltige Lösungen zu setzen, wird lieber die altbekannte Methode angewandt: neue Abdichtung, neue Sanierungsbahn, neuer Auftrag.
Das Ergebnis? In Bremen gibt es noch immer viel zu wenige begrünte Dächer – obwohl sie langfristig wirtschaftlicher, ökologischer und langlebiger sind als konventionelle Sanierungen.
Gründach mit Dämmung kombinieren
Wer sein Dach begrünen möchte, aber gleichzeitig dämmen muss oder will, hat zwei Möglichkeiten, ohne das gesamte Dach abzureißen: das Umkehrdach oder die Schüttdämmung.
Beim Umkehrdach wird eine XPS-Hartschaumplatte direkt auf die bestehende Dachhaut verlegt. Das Gründach sorgt dabei für die nötige Windsogsicherung der Dämmung. Allerdings erhöht diese Methode die Dachhöhe um etwa 20 cm, was bei Gebäuden mit vielen Anschlüssen problematisch sein kann.
Die Schüttdämmung ist eine alternative Lösung, um das Dach zu dämmen, ohne die Konstruktion zu demontieren. Hierbei werden die hohlen Sparrenfelder mit Perlit gefüllt, was eine effiziente Dämmung ermöglicht, ohne die bestehende Dachhaut zu verändern.
Beide Varianten bieten eine intelligente Möglichkeit, Dämmung und Dachbegrünung zu kombinieren – ganz ohne aufwendige und kostspielige Dachsanierung.

Kurzer Exkurs zur Flachdachdämmung – lohnt sich die Investition?
Das Energieeinsparungsgesetz (EEG) schreibt eine Dämmung für Flachdächer vor, sofern:
- die Dachhaut und Schalung demontiert werden oder
- die zu sanierende Fläche mehr als 1/10 der Gesamtdachfläche beträgt.
Der geforderte Wärmedurchgangswert von 0,20 (K·m²)/W lässt sich in der Regel nur mit Hochleistungsdämmstoffen erreichen – beispielsweise durch eine 10 cm starke Aufdachdämmung. Doch genau hier beginnt das Problem: Die zusätzliche Dämmung erhöht das Dachniveau und führt oft zu Anschlussproblemen an Fassaden, Türen oder Entwässerungssystemen. Die dadurch entstehenden Folgekosten werden bei der Planung häufig unterschätzt.
Hinzu kommt eine weitere Schwachstelle: Bei Flachdächern wird zwar oft eine Aufdachdämmung installiert, doch die Sparrenfelder bleiben leer. Dadurch kann warme Luft durch die offenen Bereiche entweichen, bevor die Dämmung überhaupt greift. Auf dem Papier scheint das Gebäude dann hervorragend gedämmt – in der Realität bleiben die Heizkosten jedoch unverändert oder steigen weiter.
Wer wirtschaftlich denkt, sollte deshalb hinterfragen, ob die Dämmmaßnahme wirklich sinnvoll ist – oder ob alternative Lösungen, wie eine Kombination aus Gründach und gezielter Dämmung, langfristig die bessere Wahl sind.
Gründach und Photovoltaik – Perfekte Kombination
Ein Gründach unter einer PV-Anlage bietet eine unschlagbare Synergie. Durch die Wasserspeicherung im Gründachaufbau bleibt die Dachfläche auch bei direkter Sonneneinstrahlung kühler, was sich positiv auf die Solarpanels auswirkt. Gleichzeitig reflektiert der Bewuchs das Sonnenlicht und verhindert eine Überhitzung der Module.
Warum ist das wichtig? Dachoberflächen können sich in der Sonne problemlos auf 80°C aufheizen. Doch je heißer ein Solarpanel wird, desto stärker sinkt sein Wirkungsgrad – nicht nur kurzfristig, sondern über die gesamte Lebensdauer der Anlage.
Ein begrüntes Dach schützt also nicht nur die Dachhaut, sondern sorgt auch dafür, dass Photovoltaikanlagen effizienter arbeiten und länger halten. Wer sein Dach begrünen lässt und gleichzeitig Solarenergie nutzt, setzt auf maximale Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit.