Bis vor der Recherche zu diesem Artikel über Fassadenbegrünungen assoziierte ich mit dem Begriff “Klimatote” dramatische Flutkatastrophen, welche Küstenregionen von armen Ländern überfluteten und dadurch die dort lebenden Menschen entweder in den Tod rissen, oder zur Flucht zwangen – wodurch sie zu „Klimaflüchtlingen“ werden. Dieses Bild mag für einige Regionen der Welt sogar zutreffen, aber nicht für Deutschland. Hier gibt es kaum gefährdete (und schon gar keine armen) Küstenregionen. Dennoch viele Klimatote.
Klimatote durch Hitzewellen
Tatsächlich ist es das gleiche traurige Bild, das bei Corona-Toten die Ursachenklärung erschwert bis unmöglich macht. Alte Menschen, die zuhause aufgrund einer Hitzewelle alleine sterben und die erst nach Tagen gefunden werden. Das ist das reale Szenario des typischen Klimatoten in Deutschland. Es ist somit kein Wunder, dass die Berichte über Klimatote in Deutschland recht mager ausfallen. Wenngleich im Rekordsommer 2018 mit 20 Tagen über 30 °C allein in Deutschland ca. 20.000 Menschen aufgrund von Hitze starben.
„Ach, für mich könnte es auch in Deutschland im Sommer gerne um die 40 °C wie in Dubai sein.“ – Eine Mieterin aus Schwachhausen, nachdem wir ihrem Vermieter ein Gründach vorgeschlagen hatten. Es war an diesem Tag 30 °C heiß. In der hiesigen Wohnung. Überraschenderweise wurde aus der Begrünung des Daches nichts.
Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass es in den nächsten Jahren ca. 5.000 Klimatote pro Jahr mehr in Deutschland werden. Ob das heißt, dass wir ab 2030 ca. 50.000 Klimatote pro Jahr verzeichnen, ist sehr vage. Eine Möglichkeit ist auch, dass sich die „räuberischste Spezies aller Zeiten“ bis Mitte des Jahrhunderts komplett erledigt hat. Wir holen aus der Erde, was dort über zig Millionen Jahre durch gigantische Fossilienschichten (=fossile Energieträger wie Erdöl und Erdgas) entstanden ist, blasen es in unsere Atmosphäre und verdrängen, dass uns eine CO2-übersättigte Atmosphäre um die Ohren fliegen könnte. Das ist wie damals, als man der Titanic absichtlich weniger Rettungsboote mit auf den Weg gab, weil man fest davon überzeugt war, der Koloss sei unsinkbar. Nur mit dem Unterschied, dass hier nicht nur 2224 Menschenleben auf dem Spiel stehen, sondern Abermillionen. Hierbei kommt der „Klimatod“ nicht ausschließlich per Hitze, sondern auch gerne per Flut oder Sturm.
Grün macht kreativ
Mit ausgeprägten und effizienten Dach- und Fassadenbegrünungen könnten deutsche Städte regelrechte Emissionsfilter, Hitzeschutz-Systeme und Kreativitäts-Booster sein. Schließlich gibt es um ein Vielfaches mehr begrünbare Fassadenflächen als Dachflächen. Dadurch werden Städte nicht nur entsiegelt, sondern gewinnen noch mehr Grünfläche als vor der Versiegelung. Das ist vor allem von Bedeutung, weil Deutschland besonders betroffen von Hitzewellen ist.

Da ist aber dieses Problem mit dem Desinteresse und Geduldsmangel. Die Allgemeinheit kann immer weniger mit Natur anfangen, denn Natur ist langsam. Und bei einer stetig abnehmenden Aufmerksamkeitsspanne sind langsame Dinge…langweilig? Also schnell, schnell, ein paar Fassadensysteme aus Beton, Kunststoff oder Metall anbringen, damit die Schnelllebigkeit und reine Funktionalitäts-Kultur im Beton-Paradies nicht gefährdet wird. Im Sommer heizt sich zwar alles auf wie in einem Steinofen, aber dafür gibt es doch schließlich das Cabrio und die Eisdiele.
Schade eigentlich, denn die Farbe Grün regt die Kreativität des Menschen an. Folglich würde eine wahrlich grüne Stadt mit grünen Fassaden auch kreative Lösungen raus aus dem fossilen Teufelskreis heraus bieten. Nun denn, es wird wohl erst auf ein Massensterben hinauslaufen müssen. Noch sind es nur die Alten, aber das Durchschnittsalter der Klimatoten sinkt jährlich. Trotzdem ist eine aggressive Rhetorik zum Klimaschutz wenig hilfreich. Lediglich anregende Ideen sind zielführend. Z.B. eine Eisdiele, die nur grünes Eis verkauft. Und alle, die kein grünes Eis mögen, können es mal mit einer Fassadenbegrünung versuchen.
Verkümmerte Fassadenbegrünungen
Wer in Deutschland von einer Fassadenbegrünung hört, denkt sicherlich mit Abscheu an misslungene Efeu-Begrünungen, welche die Fassade dahinter durchbohren, und enorme Kosten für Beseitigung und Sanierung nach sich ziehen. Dieses Bild ist auch korrekt – sofern man im vergangenen Jahrhundert lebt. Immerhin hat sich auch die Technik in Sachen Bauwerksbegrünung mitsamt vertikaler Begrünung von Fassaden stark weiterentwickelt. Kein Fachbetrieb, der etwas von sich hält, würde Efeu für eine Fassadenbegrünung vorschlagen. Selbst der Vorschlag für jede andere bodengebundene Begrünung* ist out. Ein Bauwerksbegrüner oder Landschaftsarchitekt mit Anspruch und Vision überlässt nichts dem Zufall oder allein der Zeit, sondern plant und baut die Begrünung der Fassade wie jedes andere Bauwerk auch. Folglich kommt hier nur eine wandgebundene Lösung infrage.
*keine Sorge, was das heißt, wird im Folgenden geklärt
Smarte Fassadenbegrünungen
Bodengebundene Begrünungen sind so langweilig wie anfällig. Bei dieser Form der Fassadenbegrünung werden Kletterpflanzen vor der Fassade in Erde gesetzt, Rankhilfen an der Fassade angebracht und … ja, das war es auch schon – man lässt wachsen. Dies mag für anspruchsvolle und großflächige Industriebauten eine annehmbare grüne Lösung sein, aber nicht für die Stadtbewohner, die Wert auf Präzision, Ästhetik, Genius und Zukunftsvertrauen legen. Klar, es ist besser als gar nichts, aber die Wahl zwischen einer Kletterpflanze oder Beton ist eine ziemlich fragwürdige Wahl. Wie würden wohl die Menschen herumlaufen, hätten sie nur die Wahl zwischen Zottelhaaren und einer Glatze?

Wer beim Anblick von wandgebundenen Fassadenbegrünungen nichts fühlt, sollte sich vielleicht einen Barcode auf den Nacken tätowieren lassen. Der noch fühlende Mensch dagegen wird bei den Werken vom französischen Botaniker Patrick Blanc wohl eher demütig und inspiriert. Es ist nicht alles verloren. Wir haben noch die Möglichkeit, wirklich etwas zu verändern – allem voran unser Stadtbild.
Aber keine Sorge, dieser Post ist nicht den prestigereichen Megaprojekten gewidmet. Mein Anliegen ist es, mit diesem Artikel den Weg zur effizienten Fassadenbegrünung zu ebnen – basierend auf einer wandgebundenen vertikalen Begrünung, die in sich geschlossen ist und ohne Verpflichtung und Risiko auch auf kleinen Fassadenflächen anbringend lässt. Zum Beispiel als effizient zu (de-)installierende Konstruktion, die man einfach anmieten, Stück für Stück erweitern, ersetzen, oder verschwinden lassen kann. Niemand sollte – wie bisher – eine weitreichende Entscheidung treffen müssen, wenn es um die Gestaltung der eigenen Fassade geht. Stattdessen soll das Motto bei Fassadenbegrünungen lauten: Testen, Bewerten, Anpassen.
Wandgebundene und bodengebundene Begrünungen
Bei vertikalen Begrünungen unterscheidet sich vor allem die Lokalität des Wurzelwerks der Pflanzen.
Bodengebundene Begrünungen haben ihre Wurzeln am Boden. Das schränkt die Auswahl an Pflanzen stark ein, denn man benötigt Kletterpflanzen, die mehrere Meter hoch nach oben wandern können und immer noch ihre Wasserversorgung bis ins letzte Blatt bewerkstelligen.
Wandgebundene Systeme sind gelöst vom Boden; ihre Wurzeln befinden sich im wurzelfesten Nährmedium auf der gesamten Wand bzw. Fassade. Dadurch erweitert sich die Auswahl der Pflanzen erheblich und vor allem die Ästhetik und die Gesundheit des Fassadenbildes. Zumal eine smarte wandgebundene Fassadenbegrünung modular aufgebaut ist. D.h. dass das grüne Fassadenbild aus diversen, eigenständig versorgten Parzellen besteht. Fällt die Versorgung einer Parzelle aus, so beeinträchtigt das nicht das gesamte Fassadenbild. Gibt es dagegen bei der bodengebundenen Begrünung Probleme mit der Versorgung des wilden Weins, des Efeus, der Kletterrose oder der Pfeifenwinde, so ist ein großer Bereich, wenn nicht sogar die gesamte Fassadenbegrünung gefährdet.
Unsere Varianten der vertikalen Begrünung
Neben den Dachbegrünungs-Lösungen befasst sich die LaGrand Handwerk GmbH seit drei Jahren parallel auch mit vertikalen Begrünungen, welche für den einzelnen Hauseigentümer attraktiv sein sollen, weil man sie im kleinen Rahmen testen kann und nicht gleich große Veränderungen oder Kosten eingehen muss. Niemand will die Katze im Sack kaufen, also denken sich viele Hauseigentümer zurecht: lieber keine Abenteuer, sonst stehe ich nachher alleine da mit meiner hässlich gewordenen Fassadenbegrünung, die sich überall ins Mauerwerk bohrt und mein Haus ruiniert.

Der Wandgarten
Das erste Fassadenbegrünungsprodukt der LaGrand Handwerk GmbH war der sogenannte Wandgarten in diversen Größen und Formen. Wir hatten Kunden, die den Wandgarten gerne als Pilotprojekt an ihrer Fassade gesehen hätten. Um ein Haar hätten wir die Wandgärten sogar an einem sehr prägnanten Objekt im Schnoor installiert. Doch wir hatten erst die Testflächen für den Pflanzstein angelegt und noch mehr dezentrale Testobjekte wären uns tatsächlich über den Kopf gewachsen. Wir beließen es hinsichtlich Fassadenbegrünungen somit bei einem zentralen Testverfahren an einem kleinen Parzellenhaus.

Fazit: Der Wandgarten macht eine gute Figur und der Bewuchs geht nach wenigen Wochen schnell in die gewünschte Richtung. Das partielle Versorgungssystem macht den Wandgarten zudem sicher gegen den Ausfall der Wasserpumpe. Die ideale Größe des Wandgartens ist 60x180cm mit einer Tiefe von 200mm und einer Wasserspeichermatte von mind. 60mm Stärke. Aber auch kleinere Bauweisen sind sehr erfolgreich. Nur sollten sie nicht größer sein, da hier das Gewicht und die Versorgungssicherheit problematisch werden. Dennoch ist diese Art der Fassadenbegrünung durch die vielen Komponenten anfällig für Probleme.
Pflanzen in Stahlrohren
In den Edelstahlrohren des vertikalen Stahlgartens befindet sich in den Öffnungen Polyestervlies und/oder Substrat, damit die Pflanzen darin wurzeln können, bevor sie ihre Wurzeln im gesamten Kanal ausbreiten können. Eine Wasserpumpe befördert das Wasser aus dem Becken zu den Öffnungen in den Edelstahlrohren.

Obwohl der vertikale (Edel-)Stahlgarten einen robusten und wertigen Eindruck macht, im Vergleich schneidet der Bewuchs in Stahl am schlechtesten ab. Dies liegt vermutlich an der hohen Konzentration an Eisenionen, die den Pflanzen zu schaffen machen. Entsprechend wird der Stahlgarten bis auf Weiteres nur ein Versuch bleiben.
Das “Pflanzrohr”
Als vielversprechendste Technik der effizienten, hydroponischen Fassadenbegrünungen entpuppte sich das “Pflanzrohr”. Hier werden HT-Rohre smart zusammengesteckt, sodass der Wassertank möglichst schlank und flexibel ist. Die Rohre werden mit fehlgeschlagenen Bauteilen aus unserem 3D-Drucker (biologisch abbaubares PLA aus Milchsäurebaktieren) gefüllt. Anschließend werden Löcher in die Rohre gebohrt und mit hygroskopischer (wasserspeichernder) Mineralwolle bestückt, in die anschließend die Pflanzen gesetzt werden. Mithilfe der kleinen solarbetriebenen Wasserpumpe wird das Pflanzrohr extrem wassersparsam mit Nährstoff-Wasser versorgt.
Tomaten- und Kräuter-Keimlinge im 4 Wochen alten Protoypen des “Pflanzrohrs”

Das “Pflanzrohr” ist darum als Fassadenbegrünung höchst interessant, da alle hierzu benötigten Teile genormt, erprobt und gut erhältlich sind. Die Anbringung an eine Hausfassade erfolgt per Rohrschellen aus Stahl. Laut Hersteller sind die HT-Rohre bis 95°C hitzebeständig und halten selbst ohne den Schutz des Bewuchses ca. 30 Jahre der UV-Strahlung der Sonne stand. Eine Reparatur oder Demontage dieser Fassadenbegrünung ist mit geringem Aufwand erledigt. Ein entsprechender Anstrich der Rohre sorgt dafür, dass die in der Anfangszeit sichtbaren Rohre kein Störfaktor sind.
Fazit: Bewuchserfolg mitsamt der konstruktiven Vorteile macht das “Pflanzrohr” zu unserem Mittel der Wahl für die in den kommenden Jahren steigende Nachfrage nach einer effizienten, aber effektiven Fassadenbegrünung.
4 Wochen später – der Bewuchs im “Pflanzrohr” wächst und wächst
Handwerk statt industrielle Lösungen
Natürlich gibt es auch Hersteller von Fassadenbegrünungssystemen, doch hier müssen Sie gleich einige Quadratmeter an Wand oder Fassade begrünen lassen. Gerade diese Notwendigkeit macht eine Fassadenbegrünung für viele Hauseigentümer ohne Erfahrung mit Bauwerksbegrünungen uninteressant. Die vertikale Begrünung von LaGrand® ist kein fertiges System, sondern individuelles Handwerk, das gemeinsam mit dem Hauseigentümer geplant und ausgearbeitet wird. Entsprechend individuell in Größe und Optik ist Ihre vertikale Begrünung. Sie können somit klein anfangen und ihre Fassadenbegrünungen nach Belieben erweitern, ohne hohe Kosten mit ungewissem Ergebnis in Kauf nehmen zu müssen.

Fassadenbegrünung im Winter
Zugegeben, hydroponische Züchtungen sind in den milden bis warmen Monaten keine große Herausforderungen. Die Wintermonate dagegen, die mit Gefrierpunkten bespickt sind, zeigen, wie widerstandsfähig eine Dach- oder Fassadenbegrünung wirklich ist. Ohne diese Gewissheit wollte ich unsere Lösung auch noch nicht an einem Haus anbringen; immerhin sind durchbohrte HT-Rohre keine Augenweide. Unser Prototyp, dessen Arbeitstitel FlowerTower hat nun die erste Eiszeit vom Dezember 2022 hinter sich. Mit erfreulichem Ergebnis.

Vor dem Winter hatte ich angedacht, die Rohre zu dämmen oder gar per Heizelement zu wärmen, entschied mich aber vorerst dagegen, um das Konstrukt möglichst effizient zu halten. Als die Rohre dann in den Nächsten unter Null Grad gefroren, schaltete ich einfach die Pumpen aus, damit sie keinen Schaden davontragen, und begoss die Rohre zwei Mal die Woche händisch mit ca. 50 Grad heißem Wasser. Dadurch schmolz das Eis in den Rohren, und die Pflanzen wurden vom Verdursten bewahrt. Durch diese Handhabe überlebten, bis auf den Weihrauch unten links, alle Pflanzen im FlowerTower und zeigten nach dem Frost wieder mehr Grün statt Gelb. Und da das wenige manuelle Eingießen (3x im gesamten Dezember) immer noch weniger Kosten und Wartungsaufwand bedeutet als die Pflege einer Heizapparatur, würde ich diese Winterpflege auch bei größeren Anlagen einplanen bzw. einen gut erreichbaren Zulauf beim Bau berücksichtigen.
Voila, jetzt sind Sie etwas schlauer über die Möglichkeiten einer Fassadenbegrünung. Ja, ein kleiner Handwerksbetrieb in der Bremer Neustadt befasst sich kontinuierlich mit einer grünen Lösung ohne Kopfschmerzen. Nun denn, vielleicht steigen Sie ein und werden mit uns Pionier in Sachen vertikalem Klimaschutz innerhalb der Stadt. Ich freue mich auf Ihre Anfrage.
Bilder* Copyright ©LaGrand Handwerk GmbH
*Alle Bilder ohne Photoshop-Bearbeitung
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