Brandmauer abdichten

Die Brandmauer schützt Reihenhäuser im Falle eines Brandes vor überschlagendem Feuer. Auf der Kehrseite sorgt ebendieses Bauteil vor allem bei Schlagregen und/oder lang anhaltendem Regen für Wasserschäden im Wohnraum. Nicht selten auf äußerst kuriose Weise. Das lässt sie für Leckorter, Dachdecker und Eigentümer unschuldiger wirken als sie ist. Dabei ist die Brandmauer i.d.R. (wie auch der Schornstein) ein großer Wasserschwamm, der das Regenwaser sehr effizient unters Dach führen kann. Wenn sich also schließlich mit dem Finger auf den Übeltäter zeigen lässt, dann liegt es nahe, die böse Brandmauer abdichten zu lassen. Aber…

Wer den üblichen Dachdecker in der Nähe fragt, erhält vermutlich folgenden Lösungsvorschlag: Brandmauer mit einem Abdeckblech (Attika) abdecken. Klingt erstmal plausibel. Bis das Angebot mit den Kosten vorliegt. Hm, das ist ja schon ein ganz schöner Kostenfaktor. Jupp, ist es. Immerhin erfordert die Maßnahme ein Gerüst und einige Stunden Facharbeiterlohn; 5.000-10.000€ für die Abdeckung der betroffenen Brandmauer eines Bremer Reihenhauses kommen schnell zusammen. Und dann ist es noch nicht garantiert, dass die Brandmauer wirklich dicht ist. Immerhin kommt auch hier die banale Kappleiste (die glorreiche Wartungsfuge) zum Einsatz. Mehr zu diesem Narrativ-Bias im Handwerk in meinem meistgelesenen Artikel auf diesem Blog zum Thema Wandanschlüsse. Aber lies erstmal hier weiter, du bist ja aus einem bestimmten Grund hierher gelangt.

 

Schornstein und Brandmauer mit Flüssigkunststoff abgedichtet

Über die Brandmauer und mangelhaft montierten Dachfenstern drang stetig Wasser ins Unterdach, lief an der Traufe ins Mauerwerk und blieb dank der alten Tapete unter dem Putz bis zur Starkregensaison 2023/2024 unentdeckt. Die Abdichtung der gesamten Brandmauer mitsamt Schornsteinen und Anschlüsse der Dachfenster ersparte den Eigentümern erhebliche Kosten.

 

 

Nasse Wand ohne erkennbare Ursache

 

Wenn der Regen lange genung auf die Brandmauer einprasselt, nehmen Schornsteine und Brandmauern erhebliche Wassermassen auf (nicht selten auch mit Verkleidung, wenn Details kurzsichtig abgedichtet wurden), denn gepresstes Steinmehl (ob gebrannt oder luftgetrocknet) verfügt über viele Poren, die viel Wasser aufnehmen können; Ton langsamer als Beton, aber irgendwann ist beides vollgesogen. Auch Schieferbedeckungen* (wie sie früher auf die Mauer genagelt wurden) sind nicht wasserdicht. So auch nicht Kappleisten oder kurzsichtig ausgeführte Abdichtung von Anschlüssen. Das eindringende Wasser sucht sich dann nicht seinen Weg, wie der Volksmund sagt, sondern folgt bloß der Schwerkraft. Nicht selten führt das dann zu kuriosen Wasserschäden in den Räumen, die sich gar nicht unterm Dach befinden. Bei einem dreistöckigen Bremer Haus gelegentlich sogar im Erdgeschoss, sodass selbst Dachdecker ratlos sind. Wie kann das sein? Nun, die Antwort lautet: Tapeten.

 

*Auf dem Dach funktioniert eine Verschieferung, solange es ein intaktes Unterdach gibt, auf einer Brandmauer wurde früher i.d.R. kein Unterdach montiert.

 

 

Brandmauer abdichten mit Flüssigkunststoff

Da das Wasser bei lang anhaltendem Regen durch die Schieferplatten der Brandmauer drückte, führte nur die gesamte Abdichtung der Brandmauer zur dauerhaften Trockenheit. Die Schächte des Schornsteins waren vor Jahren unsachgemäß geschlossen worden, sodass Kondenswasser nicht entweichen konnte. Dies verursachte eine dauerhafte Tropfsteinhöhle. Somit befreite ich die Schächte und versah sie mit lüftungsfähigen Abdecksteinen.

 

 

Tapeten? Ja, Tapeten. Manchmal auch Fliesen (an der Wand eines Badezimmers) oder Schränke. Doch vorzugsweise sind es alte Tapeten in den Räumen, die als Deckmantel eines Wasserschadens fungieren – der von der Brandmauer herrührt. Z.B. die altbackene Vinyltapete, die man beim Einzug einfach auf den Wänden gelassen und überputzt bzw. überstrichen hat. Im Folgenden die Erklärung dieses Phänomens.

 

Kausalität zwischen undichter Brandmauer und Wasserschäden im Erdgeschoss

 

Das Mauerwerk war schon in all den Jahren zuvor feucht bis nass, es wurde nur nicht bemerkt. Weil die alte Tapete längst nicht mehr an der Wand klebt. Die ständige Feuchtigkeit ließ sie irgendwann, bereits zu Omas Lebzeiten, ablösen;  sie liegt nur noch lose an der Wand. Perfekt für das in die Brandmauer einsickernde Wasser. Dies kann sich unbemerkt durch das Mauerwerk des Giebels drücken und es sukzessive in Sand verwandeln.

Erst wenn die Regenfälle so drastisch sind wie um Weihnachten 2023, kommt es zum Durchbruch des Wassers. Und zwar in einem der unteren Stockwerke, wo sich kein Dach und keine Tapete befindet, oder wo die Tapete hier und da noch etwas an der Wand klebt. Das Mauerwerk ist bei solchen Wassermassen mit Wasser gesättigt, wodurch zwischen loser Tapete und Mauerwerk ein regelrechter Fluss besteht. An den Stellen, wo die Tapete noch an der Wand klebt, oder zumindest mit ihr kuschelt, wird das Wasser gestaut und bricht schließlich durch Putz und Farbe. Spätestens da wurde dir als Hauseigentümer klar: irgendwas stimmt hier nicht. Wer dann glaubt, es handelt sich nur um eine einmalige Sache, weil es bei den nächsten Regenfällen nicht mehr durchkommt, der wird beim nächsten langen und/oder heftigen Regen (idealerweise mit Südwestwind) eines Besseren belehrt. Üblicherweise zu einer Zeit, in der man so schnell keinen Dachdecker bekommt. Z.B. zu Weihnachten oder so.

 

Wassserschaden in der Ecke eines Zimmers bedingt durch die undichte BRandmauer

Obwohl das Wasser von oben kam, befanden sich im Deckenbereich vergleichsweise geringe Wasserflecken. Darunter war dann so gut wie nichts mehr zu sehen. Ganz einfach, weil dort die Tapete nicht mehr an der Wand klebte und das Wasser ungehindert an der Wand entlanglaufen konnte.

 

Putz bröckelt durch nasses Mauerwerk

An diesem Streifen staute sich das Wasser und drückte letztlich durch die alte Vinyltapete und den neuen Putz. Obrhalb dieses Gürtels war kurioserweise kein Wasserfleck zu sehen, erst oben an der Decke. Die bestellten Leckorter konnten sich keinen Reim darauf machen.

 

 

Brandmauer effizient und langlebig abdichten

 

Wenn ich eine Brandmauer abdichte, nutze ich weder Blech noch Kappleiste oder Gerüst. Sondern den besten Flüssigkunststoff auf dem Markt und die höchstsichere Seiltechnik (unfallstatistisch sind Arbeiten am Sicherheitsseil wie Linienflüge, Arbeiten mit einem Gerüst wie Autofahren.). Hier meine Arbeitsschritte.

 

  1. Arbeitsplatz einrichten und Ankerpunkt für das Sicherheitsseil setzen (geschieht meistens per Verschraubung mit den Dachsparren)
  2. Brandmauer mit zweikomponentiger Grundierung aus Epoxidharz und Methylmethacrylat grundieren
  3. Nach Aushärtung mehrfach mit armiertem und extrem UV-beständigem PMMA-Flüssigkunststoff abdichten (zweikomponentig zur sofortigen Aushärtung)
  4. Bereits aushärtende Abdichtung prüfen, ggf. auffällige Stellen nachbessern
  5. Arbeitsplatz räumen, etwaige Schraubenlöcher für die Verankerung des Seils mit Flüssigkunststoff abdichten.

 

 

Email an Manuel

 

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