Dies ist die abgeänderte Abschrift einer Email an einen Interessenten für ein Balkonkraftwerk mit Speicher:
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Vielen Dank für deine Nachricht bzgl. einer Solaranlage mit Speicher. Ich hoffe, das “Du” ist kein Problem für dich.Gerne bin ich euch bei der Umsetzung zur Solaranlage behilflich, jedoch installiere ich nur 2-4 Panels, die per Micro-Wechselrichter in eine oder zwei Steckdosen einspeisen. Ein Balkonkraftwerk mit Speicher lohnt sich für meine Kunden in der Regel nicht, da ein leistungsfähiger Akku mitsamt Installation um die 5.000€ kostet und schon in etwa 10 Jahren verschlissen sein kann. KO-Faktor ist aber die Menge der Panels, die aufs Dach passen. In Kombination mit der weitaus geringeren Einstrahlung in den dunklen Monaten.
In eurem Fall würde ich zu zwei Panels Ost und zwei Panels West raten. Beide jeweils horizontal verlegt. Da habt ihr den ganzen Tag Solarstrom, sofern das Wetter mitspielt. Bei den aktuellen Strompreisen sind die kleinen Solaranlagen inkl. Montagekosten in 10-12 Jahren raus. Die Panels halten 40 Jahre, die Wechselrichter von Hoymiles kommen mit einer Herstellergarantie von 12 Jahren, es werden ihnen jedoch 25 Jahre Lebensdauer nachgesagt. Die Investitionskosten für vier Panels liegen bei unter 5.000€, vor allem jetzt, wo die Umsatzsteuer entfällt.
Ja, ich verstehe den Wunsch, Strom zu speichern, um unabhängig/autark zu sein etc. Darum habe ich meinen eigenen Solarspeicher aus alten E-Bike Powertubes von Bosch gebaut. Das ist cool, man lernt eine Menge und ist mehr oder weniger unabhängig. In eurem Fall muss man allerdings sagen: ihr habt die Dachfläche nicht, um einen Akku mit 3,5-5kWh zu laden. Vielleicht von Mai-August, doch davor und danach wird es ernüchternd. Und auch im Sommer gibt es schlechte Tage. Auf euer Dach passen nicht genug Panels, um zuverlässig einen Akku in der genannten Kapazität zu laden.
Speicher für Balkonkraftwerk im Winter tot
Ein Akku mit 3,5kWh gibt theoretisch(!) 3,5 Stunden 1000 Watt, oder 10 Stunden 350 Watt oder 5 Stunden 700 Watt. Ein 5kWh-Akku gibt respektive 10 Stunden lang 500 Watt her usw. Viele Geräte brauchen auch eine hohe Anfangsspannung oder Betriebsspannung (>2500 Watt bzw. 2,5KW), sodass ein nicht vollständig gefüllter 3,5kWh-Akku bereits bei größeren Verbrauchern schlapp macht. 5kWh haben da mehr Toleranz. Allerdings muss der Strom für die Akkufüllung (neben dem generellen Verbrauch am Tag) auch von den Panels produziert werden können. Zudem ist die maximale Kapazität eines Akkus nicht die nominale Kapazität, sonst würde der Akku tiefenentladen, was ihn überhitzen, schädigen oder in Brand setzen würde. Das wird bei Lithium-Akkus durch das integrierte Battery Management System vermieden. Die nominale Kapazität beträgt bei Lithium-Akkus in etwa 80% der maximalen Kapazität, bei einem 5kWh-Akku somit etwa 3,5-4kWh, die wirklich genutzt werden können. Bei einem 3,5kWh-Akku sind es folglich 2,5-3 kWh).
Angenommen, ihr packt zwei Panels auf jede Dachseite und habt einen 1500W Wechselrichter. Damit produziert ihr an einem guten Sommertag erfahrungsgemäß 8kWh. Ihr verbraucht mit einem Zweipersonen-Haushalt am Tag um die 5kWh, mal mehr mal weniger. Bleiben theoretisch noch 3kWh für den Speicher. D.h. ein Balkonkraftwerk mit einem 3,5kWh großen Speicher wäre im Sommer an guten Tagen aufzuladen. Im Winter dagegen produziert ihr mit vier Panels erfahrungsgemäß im Schnitt 1-2 kWh pro Tag, der Verbrauch ist im Winter jedoch höher durch E-Heizungen, mehr Wäsche etc. D.h. der Akku liegt all die dunklen Monate brache. Das wiederum treibt die Amortisationszeit Jahre hinaus. Davon abgesehen, dass die Haltbarkeit des Akkus durch die mangelhafte Aufladung leidet.
Nun nehmen wir mal an, auf euer Dach würden sogar acht Panels passen (was nicht der Fall ist). Damit hättet ihr im Winter die doppelte Ausbeute (ca. 4kWh pro Tag), aber auch im Sommer (16kWh pro Tag). Vorweg: Sind eure Leitungen auf diese dauerhaften Strommengen ausgelegt? Braucht diese Menge einen großen Wechselrichter und einen eigenen Sicherungskasten (i.d.R. ja)? Dann: Wohin mit dem Stromüberschuss? In den Heißwassertank? Oder mit Vergütung zum Netzbetreiber? – Das muss dann aber vom Elektriker eingerichtet und angemeldet werden. Wenn ihr einfach einen 5kWh-Akku kauft, kostet das nicht nur mehr, ihr seid auch beim gleichen Dilemma wie mit einem 3,5kWh-Akku. Im Winter wird der nicht voll.
Solaranlagenbauer oder wertschöpfender Kooperateur
Unterm Strich verliert man sich bei einem Akku und vielen Panels in Kosten, um am Ende enttäuscht zu werden. Der Vorteil einer kleinen Anlage (Balkonkraftwerk ohne Speicher) ist jedoch: man kann immer noch aufstocken, sofern bessere Verhältnisse vorliegen als antizipiert. Zudem habe ich eine Lösung für einen kleinen Speicher – der bei Sonnenabstinenz ins Hausnetz einspeisen kann. Mehr dazu in Kürze.
Die smarte Solaranlage - eine Revolution beginnt
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