„Du brauchst nur ein paar Hausverwaltungen, dann bist du safe!“ Er stand da, zwei schwarze Billardkugeln im Gesicht, die im matten Licht über dem Tresen glänzten, als hätte er gerade ein seltenes geflügeltes Wort von sich gegeben. Es war faszinierend, wie selten er in diesen Momenten blinzeln musste. Erstaunlicher ist jedoch, wie lange ich an dieser „Weisheit“ vom Dachdecker-Veteran knabberte. Immerhin trifft sie auf viele Handwerksbetriebe zu; bilden Hausverwaltungen doch den Einband des sagenumwobenen Auftragsbuches. Wobei ich erwähnen muss, in meiner recht umfänglichen Bibliothek zu keiner Zeit ein solches Auftragsbuch geführt zu haben. Stattdessen fülle ich meinen digitalen Kalender, der mit all meinen Geräten synchronisiert ist – seit neustem auch mit meiner Armbanduhr, man entwickelt sich ja. Papier ist romantisch, manchmal auch greifbarer, dafür weniger interaktiv, schweigsam, bis es irgendwann durchbrennt. Vorzugsweise mit den Bäckertüten vor der Windschutzscheibe.

Als Handwerksbetrieb für eine Hausverwaltung zu arbeiten, bringt den weiteren Vorteil mit sich, nicht direkt mit den Kunden hantieren zu müssen. Ein schlechter Eindruck fällt da nicht so ins Gewicht; die Hausverwaltung ist froh um jedes Gewerk, das in derselben Woche aufkreuzt, in der es sich angekündigt hat. Sie wissen schon, Papier ist geduldig. Wie auch immer, der Inhaber eines Handwerksbetriebs muss nicht unbedingt zum Menschenfreund des Jahres gekürt worden sein, um ein Auftragsbuch zu besitzen, das überquillt wie Reisekoffer vor der Rückreise. Klüngelei zahlt sich aus. Naja, nicht für sie als Eigentümer – irgendwer muss schließlich auf der Strecke bleiben. Von der Bürde als Mieter will ich gar nicht erst anfangen. Oder vielleicht doch, nur ein bisschen.

Zwangsehe mit der Hausverwaltung

Schuldig, die obige Einleitung über Hausverwaltungen mag einen spöttischen Anklang mit sich ziehen wie ein überparfümierter Jugendlicher. Das muss an meiner Beobachtungsgabe liegen. Vielleicht flirte ich auch einfach zu gerne mit dem schwer zu erobernden Sarkasmus, während mir der billige Zynismus zuzwinkert. Bremer Humor ist, wenn man trotzdem nicht lacht. So hört der Spaß in den Wohnungen Bremens spätestens mit der Erkenntnis auf, von einer vom Stupor befallenen Hausverwaltung abhängig zu sein, die man selbst engagierte und Monat für Monat ohne Return on Investment brav bezahlt. Idealerweise in einem um sich selbst kreisenden Boot der Eigentümergemeinschaft. Jedes Mal, wenn mir dagegen die Erkenntnis kommt, unvermittelt zur Klagemauer von Mietern und Eigentümern geworden zu sein, frage ich mich: Was war der eigentliche Berufsethos einer Hausverwaltung? Moment, Wikipedia sagt, schon Seneca beschwerte sich in einem Brief über seinen Hausverwalter. Auf teurem Papyrus. Mit einem in Ofenruß getauchtem Schilfrohr. Das nenne ich Groll.

An diesem Punkt kann ich die Katze wohl aus dem Sack lassen. Hausverwaltungen sind mir ein Gräuel. Unverbindliche, bis nichtexistente Kommunikation mit überwältigend schlechter Zahlungsmoral (meine Rekordwartezeit beträgt ein halbes Jahr für ca. 250€). Bei diesen beiden Eigenschaften rümpft der Mensch mit Werten die Nase, mit etwas Photoshop und hochgestochenen Worten neben einem vertrauensvoll klingenden Namen sind dies jedoch wahre Tugenden, die für jene, die groß rauskommen wollten, dann aber von der Realität heimgesucht worden, zu passivem Einkommen führen.

Geldautomat Mehrfamilienhaus

Sicherlich zieht mein stacheliger Besen auch die guten und gewissenhaften Hausverwalter zu Unrecht unter den Teppich der schwarzen Schafe. Meiner Erfahrung nach handelt es sich bei den Hausverwaltern um eine Herde aus schwarzen Schafen, in denen man die moralische Minderheit sucht, welche die Binsenweisheit des Dachdecker-Veteranen nicht wie folgt formuliert: „Du brauchst nur ein paar dumme Eigentümer, dann bist du safe!“

„Es tut mir leid, dass die Situation so ist. Ist aber typisch”. Ich verabschiede mich. Sofern Oma Mieterin ist, wird sie meinen Verweis auf einen Anwalt oder Mieterschutzbund derart beantworten: „Ach, wissen Sie, in meinem Alter will man nicht mehr vor Gericht ziehen.“ Gesetzt den Fall sie ist sogar Eigentümerin, die das Ghosting der Hausverwaltung als „sehr beschäftigt“ deklariert, so kann ich nur wangenfleischkauend davonziehen, mich mit meiner Frau darüber auslassen.

Der Gier ausgeliefert

Das Beispiel der 85-jährigen ist dabei nicht nur reißerisch, sondern leider auch real. Alter, Lebenslage und Geschlecht sind divers, doch bisher fand ich sie, die Gearschten in der Kette des Geschäfts, für das man grundsätzlich nur einen Eintrag im Branchenregister braucht*, in jedem größeren Mehrfamilienhaus, deren Hausverwaltung mich (damals, als ich noch naiv war), für eine Regenrinnenreinigung beauftragte, obwohl die Bestandteile des Daches bereits wie ein Suizidaler dort oben standen und drohten, sich in die Tiefe zu stürzen. Kein Respekt vor dem Bauwerk, keine Empathie mit den Bewohnern, keine Ernsthaftigkeit für die Verantwortung, der sie sich verpflichtet haben.

Für die rückgratlose Geldgier, die in solchen Fällen aus jeder Fuge drückt, muss die Schwärze des passenden Humors erst noch angerührt werden. Freilich halten diese Leute, deren stinkender Kopf immer sein „da kann ich Ihnen nichts zu sagen“-Personal vorschickt, an dem Glaubenssatz fest, gewisse Dinge würden sich schon von selbst regeln. Oder ein Gang zum Friseur helfe bei einem Hirntumor.

*Wikipedia sagt zum Thema Hausverwalter: „Gesetzlich ist für die Tätigkeit von Hausverwaltern in Deutschland, entgegen der Situation in der EU, keine Qualifikation vorgeschrieben“

Wie findet man eine gute Hausverwaltung

Kritik ohne Lösung ist bekanntlich fruchtlos. Dieser Artikel soll zudem nicht bloß ein Gottesdienst sein, der vielen aus der Seele spricht, um am Ende mit „Tja, so ist das eben“ zu schließen. Wer mich kennt, weiß um meinen Hang zu Lösungen. Wenn der Stall sich nicht ändern lässt, muss man vielleicht selbst zu Stall werden. LaGrand Hausverwaltung. Bespickt mit unaffektierten Bildern aus dem realen Alltag eines Menschen, der wirklich versteht, was er da schreibt. Und? Klicken Sie drauf, wenn Sie vor Wut auf Ihre aktuelle Hausverwaltung mal wieder nach einer Alternative suchen, obwohl sie ahnen, wieder nur den identischen Schwall zu finden, auf den Sie schon einmal hereingefallen sind?

Gestehen muss ich, nichts von der Struktur einer herkömmlichen Hausverwaltung zu kennen. Ehrlich gesagt liegt mir nichts ferner als bei einer Thekenmannschaft für die Champions League zu trainieren. Die Energiewende ist auch kein Produkt der Erdölbranche. Mit meiner Ahnungslosigkeit, was das Nichtstun angeht, sollte ich eine solide Basis für den Job besitzen. Gepaart mit meiner Ahnung, wie wenig Menschen als Nummern behandelt werden wollen, könnte ich tatsächlich das ein oder andere richtig machen. Zuzüglich der Option, einfach selbst Hand anlegen zu könnnen, wenn sich ein Handwerksbetrieb mal wieder in seinem Dschungelbuch verloren hat, riecht es in der einen oder anderen Wohnung vermutlich nicht mehr nach Schimmel. Und im Hausflur nicht mehr nach ungenießbarem Fisch, wenn die neueste Ankündigung der Hausverwaltung im Flur hängt.

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